Die Geschichte des Bildhauers Michelangelo ist emblematisch für die Kunst der florentinischen Renaissance, deren grundlegende stilistische Prinzipien auf der Idee der Schönheit des menschlichen Körpers beruhen. Michelangelo wächst im engen Kreis von Lorenzo de Medici auf, der vom antiken Heroenkult des Herkules bestimmt wird und dessen physische Kraft zum Symbol für das die Toskana erobernde Florenz wird.
Mit dem David, einem der absoluten Meisterwerke der italienischen Kunst überhaupt, erschafft Michelangelo Buonarroti eine neue, moderne Heldenfigur, deren prächtige, gigantisch virile Schönheit sich von dem Kult der rohen Gewalt früherer Künstler wie die der Brüder Pollaiolo distanziert. Die florentinischen Wurzeln der Skulpturen Michelangelos findet man eher im Werk des großen Donatello, dessen Interpretation der klassischen Kunst auf elegante, dramatische Weise die frühe Renaissance tiefgreifend geprägt hat.
Der von dem alles erschaffenden Künstler modellierte David verkörpert eine Idee von Menschlichkeit, die sich nicht aus den philosophischen und spirituellen Gewissheiten des 15. Jahrhunderts nährt, sondern sich stattdessen mutig der eigenen inneren Unruhe am Anbruch einer neuen Ära stellt. Die titanische Skulptur des kaiserlichen Roms inspirierte Michelangelo in seinen späteren bildhauerischen Werken, wo der Körper zugleich Kraft und Sensibilität ausdrückt und von einer unerbittlichen Dynamik bei dem Versuch angespornt wird, sich von der Materie zu befreien.
Getrieben von persönlichen Existenzängsten, hin- und hergerissen zwischen großen materiellen Ambitionen und religiösen Ängsten, schafft Michelangelo in der letzten Phase seines langen Lebens zweimal eine Pietà, die für sein künstlerisches Testament und symbolisch für die große Geschichte der Renaissance stehen.
Der Vortrag wird mit deutschen Untertiteln am 14.4.2021, ab 16.00 auf dem Youtube-Kanal des Italienischen Kulturinstituts Köln unter folgendem Link zu sehen sein: https://youtu.be/9tAfoww06HA
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit: Italienisches Kulturinstitut Hamburg, Deutsch-Italienische Gesellschaft Düsseldorf, Vereinigung der Deutsch-Italienischen Gesellschaften in Deutschland (VDIG).