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Caravaggio: Amor Vincit Omnia, Online-Vortrag von Dr. Francesco Di Ciaula – 20/05/21, 16.00 Uhr

Caravaggio: Amor Vincit Omnia
 Das sinnliche und rätselhafte Wesen der Welt in der Kunst von Caravaggio

 Caravaggio, dieser Gigant der italienischen Malerei des 17. Jahrhunderts, hebt zum Ende des 16. Jahrhunderts das gesamte bestehende System der künstlerischen Darstellung aus den Angeln. Es gibt keine Geschichte, keinen Mythos mehr, es wird nicht der Mensch und sein Herrschaftsverhältnis gegenüber der Natur gefeiert.
Stattdessen wird die nackte Realität mit dem Ziel eingefangen, die Schönheit und das Drama der Existenz zu enthüllen, um sich dann an ihrer erhabenen Unvollkommenheit zu erfreuen. Caravaggio komponiert künstliche Szenen mit der Einstellung eines Fotografen, indem er das Licht in die Dunkelheit eindringen lässt, um durch eine hyperrealistische Illusion die Materie ins Licht zu setzen. Von Michelangelos erotischer Sublimierung befreit, untersucht der lombardische Künstler offen die zweideutige Sinnlichkeit der Adoleszenz, indem er Liebhaber und sehr junge Modelle im Rom des frühen 17. Jahrhunderts „in Pose“ setzt.
Zum ersten Mal inszeniert ein Maler die Wirklichkeit ohne Überbauten und es gelingt ihm, aus einem Korb voller Früchte ein künstlerisch wertvolles Sujet zu machen und in Italien das „Stillleben“ einzuführen. Welchen Sinn hat die Welt, was ist das Wesen der natürlichen Dinge und Lebewesen? Caravaggio liefert keine theologische, historische oder literarische Interpretation für dieses ewige Rätsel, sondern erschafft im Gegenteil eine Illusion, eine Manipulation der Materie und des menschlichen Körpers. Damit leitet er praktisch die Epoche des Barock ein, worin Fiktion, Extravaganz und Pessimismus in Bezug auf die menschliche Erlösung zu tief verwurzelten kulturellen und künstlerischen Grundlagen werden. So wie sich der von ihm gemalte Narziss im Spiegelbild des Teiches betrachtet und sich wahnsinnig in sich verliebt, so liebt Caravaggio sich selbst und stellt sich in vielen seiner Figuren selber dar. Schließlich widerfährt ihm dieselbe göttliche Nemesis des jungen Mannes aus dem Mythos, der sich das Schicksal eines vom Unglück verfolgten Flüchtigen auferlegt. Der vom Tod schrecklich aufgewühlte und abgetrennte Kopf des Goliath stellt Caravaggio in einem seiner letzten Gemälde selber dar, der sich schließlich als ein von seiner eigenen Kunst zerrissener Künstler sah, dessen Kunst wiederum ein großartiges, visionäres, zwischen den Vorhängen der Bühne der Existenz konzipiertes, Gebilde war.

Der Vortrag wird mit deutschen Untertiteln am 20.05.2021, ab 16.00 auf dem Youtube-Kanal des Italienischen Kulturinstituts Köln unter folgendem Link zu sehen sein: https://youtu.be/xBzvLotcm6E

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit: Italienisches Kulturinstitut Hamburg, Deutsch-Italienische Gesellschaft Düsseldorf, Vereinigung der Deutsch-Italienischen Gesellschaften in Deutschland (VDIG).

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