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Madonie. Fotografien von Luisa Zanzani | IIC Köln

Design ohne Titel(124)

Das Italienische Kulturinstitut Köln präsentiert in seinen Räumlichkeiten vom 17. November 2023 bis zum 10. Januar 2024 die Ausstellung Madonie von Luisa Zanzani.

Die Vernissage findet am 16. November von 19 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin statt.

Luisa Zanzani ist in Emilia-Romagna (Norditalien) geboren und aufgewachsen. Während ihres Studiums zog sie nach Deutschland, wo sie seit fast zwei Jahrzehnten als Grafikerin und Fotografin lebt und arbeitet.

Madonie ist eine Bilderreise nach Pollina, Geburtsort ihrer Mutter und kleines Dorf an der Nordküste Siziliens, gelegen an den Hängen einer Gebirgskette, die dieser Ausstellung ihren Namen gibt. Und gleichzeitig ist es eine Reise in eine landwirtschaftliche Utopie. Denn das Eschenfeld der Familie (la „campagna“), auf dem Giulio Gelardi, Cousin der Fotografin, Manna anbaut, ist eine der letzten Bastionen einer uralten landwirtschaftlichen Praxis, die auf Sizilien bereits zur Zeit der islamischen Herrschaft bekannt war.

Der Anbau von „Manna“, die vielen nur als biblisches Bild bekannt ist, ist eine der ältesten Agrartraditionen des Mittelmeers. Manna wird bereits im Kanon der Medizin von Avicenna (10. Jahrhundert n. Chr.) erwähnt und bis Ende des 19. Jahrhunderts in zahlreichen botanischen Texten behandelt. Das zuckerhaltige Sekret, das durch das Anschneiden der Rinde bestimmter Eschenarten gewonnen wird, weist in der Tat bedeutsame medizinische Eigenschaften auf, die es zu einem begehrten und profitablen Produkt machten. Das Gebiet zwischen den Gemeinden Pollina und Castelbuono war eines der wichtigsten Produktionszentren Italiens, bis in den 1920er Jahren der Wirkstoff im Labor synthetisiert werden konnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Manna-Kultur aus politischen und wirtschaftlichen Gründen in Vergessenheit. Rezession, Auswanderung und eine verfehlte Politik ließen die Bevölkerung der Gemeinden der Madonien schrumpfen und schlossen sie von den Routen des Massentourismus aus.

In den letzten Jahrzehnten änderten sich die Dinge jedoch wieder. Seit 1989 sind die Madonien ein Naturschutzgebiet, und der Manna-Anbau – in den italienischen Verein „Slow-Food“ als sozial und ökologisch wertvolle Anbaumethode aufgenommen – erlebt seitdem eine Renaissance.

Einige Jahre zuvor, 1985, beschließt Giulio Gelardi nach einer langen Zeit fern der Heimat, nach Sizilien zurückzukehren und das in seiner Familie überlieferte Wissen über die Manna-Kultur wieder aufzunehmen – und bewusst der Landflucht zu trotzen, die diese Region seit dem Zweiten Weltkrieg geprägt hatte.
In diesen Jahren ist Luisa Zanzani noch ein Kind. Sie lebt in Norditalien, aber manchmal fährt sie gegen Ende des Sommers nach Sizilien und besucht mit ihrer Mutter die Eschenfelder. So kommt sie in Kontakt mit einem wertvollen Stück Kulturerbe des Mittelmeers – und ihrer eigenen Familie -, das eher zufällig die wechselhaften Ereignisse des 20. Jahrhunderts überlebt hatte.

Giulio Gelardi beschäftigt sich seither mit Anbau und Wissensvermittlung über die Manna-Kultur. Pollina und die umliegenden Dörfer sind heute Ziel eines sanften, kulturorientierten Tourismus. Tausendjährige Wälder, aber auch hochmoderne Autobahnstrecken sind die gegensätzlichen Merkmale einer Region, die gerade dabei ist, ihre Vergangenheit und ein Stück weit sich selbst neu zu entdecken.